Radioaktivität ist ein natürliches Phänomen. Man spricht von ionisierender Strahlung, weil Radioaktivität so energiereich ist, dass sie Körpermoleküle ionisieren, sprich verändern kann. Deshalb können schon kleinste Strahlungsmengen schlimmste Schäden wie Mutationen und Krebs auslösen.
Radioaktivität kommt aus dem Weltall, aus Luft, Wasser und Nahrung, aus medizinischer Anwendung und der Industrie, aus Geräten und den verschiedensten Baustoffen. Wann und ob die Strahlung gefährlich wird, das kommt auf die Art, die Menge, die Einwirkzeit und den Einwirkort an. Deshalb sollte die Summe aller radioaktiven Belastungen so gering wie nur eben möglich gehalten werden. Hier gilt besonders: Die Dosis macht das Gift.
In der Baubiologie haben wir es meist mit Gammastrahlung zu tun, manchmal mit Alpha- und Betastrahlen. Alpha-Strahlung hat eine Reichweite von nur wenigen Zentimetern und dringt nur Bruchteile von Millimetern in Haut und Gewebe ein. Sie ist schon mit einem Blatt Papier abschirmbar und meist dann ein Gesundheitsrisiko, wenn sie Schleimhäute erreicht, mit der Nahrung aufgenommen oder per Staub eingeatmet wird. Beta-Strahlung hat in der Luft eine maximale Reichweite von wenigen Metern und dringt in Gewebe wenige Zentimeter tief ein. Sie ist, je nach Energie, mit Plexiglas oder Blechen von 1 mm bis 1 cm Dicke gut und sicher abschirmbar.
Gamma-Strahlung hat in der Luft eine Reichweite von einigen hundert Metern und dringt in Gewebe bis zu 25 cm tief ein. Sie ist, je nach Energie, nur mit milli- bis zentimeter-dickem Blei, massivem Material und dickem Beton reduzierbar.
Kritisch erhöhte radioaktive Strahlendosen sind in der Baubiologie nicht die Regel, sondern die Ausnahme.
Es wird unterschieden zwischen starken und schwachen Strahlungsquellen:
Starke Strahler können sein: Glasuren, Leuchtziffern, Antiquitäten, der Uranstein in der Mineraliensammlung, Jugendstillampen mit radioaktiver Glasur; knallrot und giftgrün glasierte Aschenbecher aus der Zeit der Jahrhundertwende-, alte Kacheln und manchmal alte Schlacken unter Dielenböden.
Relativ schwach radioaktiv strahlend und meist großflächig eingesetzt sind manche Baustoffe, die, wann immer es geht, vermieden werden sollten, um Langzeiteinflüsse und unerwünschte Wechselwirkungen mit anderen unvermeidbaren zivilisatorischen Stressfaktoren auszuschließen.
Es ist bekannt, dass kurze, aber hohe Intensitäten vom Körper besser kompensiert werden als langfristige, dafür schwache Strahlendosen.
Bei Baustoffen sollte stets gewährleistet sein, dass sie strahlungsarm sind und im Wohnbereich keinerlei Risiko verursachen. Die meisten (nicht alle) Bimssteine schlagen mit höheren Radioaktivitätswerten zu Buche, sie sollten vor dem Einbau überprüft werden. Bei Ziegelprodukten (Backstein, Poroton, Unipor ... ) gibt es erstaunliche Unterschiede, nicht jeder Ziegel strahlt gleichermaßen. Strahlenärmere Bausteine sollten bevorzugt werden. Vergleichbares gilt für Fliesen und Klinker. Denn gerade Baustoffe zu Hause und speziell im Schlafbereich sorgen für den Anstieg der Dosis, da wir uns hier besonders lange aufhalten und somit im Jahresmittel besonders viel Strahlung aufnehmen.
Mineraliensammler, Sammler alter Uhren und Kompasse oder alter glasierter Keramikgegenstände sollten mit ihrem
Hobby vorsichtig umgehen und die Strahlung messen lassen. Maßstab ist niemals ein Richtwert oder eine Verordnung, sondern immer das niedrigste Messergebnis.
Baubiologen messen die Aktivitäten in Impulsen pro Sekunde und die Äquivalentdosisleistung in Nanosievert pro Stunde. Sie stellen die Relation zwischen der natürlichen radioaktiven Umgebung und der Strahlung im Haus fest und drücken dies in Prozenten aus. In Deutschland gibt es Gebiete mit unterschiedlich hoher natürlicher Strahlung: hoch ist sie z.B. im Schwarzwald, niedrig in der Lüneburger Heide. Im Idealfall sollte die radioaktive Gammastrahlung im Haus nicht nennenswert höher sein als die der natürlichen Umgebung. Eine hausinterne Strahlungserhöhung bis 50 % könnte noch als akzeptabel bewertet werden
Es ist bei der Radioaktivität wie bei allen baubiologischen Analysen stets dort zu messen, wo sich der Mensch regelmäßig aufhält. Ein bisschen Radioaktivität an einer Wand oder den Kacheln des zwei Meter entfernten Kamins sind in Ordnung, wenn die Strahlung am Daueraufenthaltsplatz nicht ankommt und somit nicht schädigen kann.
Radon ist ein natürliches radioaktives Edelgas, welches aus dem Erdreich in unsere Häuser eindringt oder im Haus selbst durch radioaktive Baustoffe, Einrichtungen und Gegenstände entsteht. Es geht keine chemischen Verbindungen ein und ist farb-, geruch- und geschmacklos.
Wichtigste Einflussgröße für Radonkonzentrationen in Innenräumen ist der Radongehalt des geologischen Untergrundes, zusätzlich können die im Haus verwendeten Materialien zu Buche schlagen. Unterschiedliche geologische Gegebenheiten bedingen starke lokale Schwankungen der Radonbelastungen aus dem Erdreich. Verwerfungen und Risse geben das Gas frei. Überdurchschnittliche Radongasgegenden finden wir bei uns z.B. in den Mittelgebirgen des Schwarzwaldes, der Eifel, des Hunsrücks, in der Umgebung von Koblenz, im Oberpfälzer und Bayerischen Wald sowie im Fichtel- und Erzgebirge.
Das Edelgas sammelt sich unter dem Haus und dringt durch verschiedene Schwachstellen ein: Risse in Mauerwerk und Bodenplatte, Kabelkanäle und Rohrführungen. Vom Keller, wo die Konzentrationen meist am höchsten sind, gelangt es über Treppenaufgänge, Kamine und Zwischenböden in das Haus.
Zusätzlich gast es aus radioaktiv auffälligen Baustoffen aus.
Bei der Umwandlung des Edelgases Radon entstehen radioaktive Radonfolgepartikel, die nicht gasförmig sind. Die winzigen Strahler mit großer Wirkung lagern sich auf Fußböden und an Wänden, auf Einrichtungen und Möbeln und ganz speziell an feinsten Luftpartikeln und am Staub an. Gelangen Radon bzw. dessen Zerfallsprodukte in die Atemluft, dann kann es sich unmittelbar im Körper in Bronchien und Lungen ablagern und von innen heraus strahlen. Es existiert ein klarer Zusammenhang zwischen Radon und Lungenkrebs, ab 250 Bq/m³ "statistisch signifikant". Der Mittelwert liegt in bundesdeutschen Häusern bei 50 Bq/m³. Internationale Experten empfehlen, dass der Zielwert für das gefährliche Gas in Häusern deutlich unter 100 Bq/m³ liegen sollte.
Die Inhalation von Radongas gilt nach dem Rauchen als die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Radon gilt in den USA als das gefährlichste Umweltgift überhaupt, es wird neben dem Rauchen als der Hauptverursacher von Lungenkrebs eingestuft. Man geht davon aus, dass es auch ein Auslöser für Leukämie ist.
Naturgips statt Chemiegips, Kalksandstein ist ideal, Hüttenstein mit Vorsicht zu genießen. Schlackenstoffe, Schüttungen und Aschen als Isolation in älteren Böden und Decken sind manchmal kritisch, manchmal sogar sehr kritisch.
Alle Baustoffe, die als radioaktiv auffällig abgehandelt wurden, sind in gleichem Maße ein mögliches Radongasrisiko, speziell wenn es um radiumhaltige Baustoffe geht. Das gilt auch für natürliche Steine wie Bims, Granit oder den baubiologisch so beliebten Lehm. In Ausnahmefällen, je nach Abbaugebiet, kann Lehm wie Bims erhöhte Radioaktivität zeigen. Vor dem Einsatz ist also die radioaktive Überprüfung wünschenswert. Mineraliensammlungen, Uhren und Wecker mit strahlenden Leuchtziffern, die bunt glasierten alten Lampen, Kacheln, Vasen, Aschenbecher, Ikonen und Kunstwerke... Sie können im ungelüfteten Innenraum neben ihrer extremen Radioaktivität selten hohe Radongaswerte verursachten.
Lüften ist die effektivste Reduzierung nicht nur für Radon.
Bevorzugen Sie immer nur die strahlungsärmsten Baustoffe und Einrichtungen. Bimsstein, Hütten- oder Schlackensteine, Aschen, Basalt, Tuff, Chemiegips, Porphyr... sind sehr oft radioaktiv auffällig. Bauen Sie nicht auf radioaktiv belastetem Grund.
Lüften Sie beim geringsten Radongasverdacht reichlich und regelmäßig, eventuell unter Zuhilfenahme von Abluftventilatoren.
Seien Sie vorsichtig mit alten Uhren mit Leuchtziffern, Antiquitäten und Mineralien. Denken Sie daran, dass die Atemluft in den eigenen vier Wänden nach unserer Erfahrung nahezu immer schlechter ist als die im Freien, auch in Großstädten.
Steht ein Haus in radongasreichen Gegenden (was Ausnahme ist und nicht Regel), dann hilft schon der simple Einbau von Abluftventilatoren im Kellergeschoss sehr nachhaltig. Ventilatoren transportieren bereits am Entstehungsort das radioaktive Gas nach draußen, sorgen zudem mit für einen dezenten Luftaustausch im ganzen Haus. Nur Beton hält Radon sicher ab. Deshalb sollte die Bodenplatte eines Hauses in einer radongasbelasteten Umgebung aus Beton sein.
Baubiologen messen Radongas mit direkt anzeigenden Radonmonitoren, Dosimetern oder Aktivkohle-Passivsammlern. Grundstücke werden mit Bodengassonden überprüft.
Jede radioaktive Strahlung ist lebensfeindlich, egal ob es sich um natürliche oder zivilisatorische Einflüsse handelt. Unnötige Strahlungserhöhungen sind wo und wann immer es geht zu vermeiden, speziell bei Langzeiteinflüssen.
Reduzieren Sie medizinische Röntgenaufnahmen und Szintigramme auf ein unvermeidbares Maß.
Radioaktivität ist krebserregend, erbgutverändernd und zellschädigend.
Baubiologie Mehlis
Dipl. Med. päd. Frank Mehlis
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