Schimmelpilze - unerwünschte Mitbewohner
Was sind Schimmelpilze?
Pilze werden grob in drei Hauptgruppen aufgeteilt: Schimmelpilze (Fadenpilze), Hefepilze (Sprosspilze) und Hautpilze (Dermatophyten). Es gibt über 100.000 Pilzarten, zumeist Schimmelpilze. Hiervon sind die wenigsten wirklich gefährlich für den gesunden Menschen, wahrscheinlich nur etwa 10, es sei denn, sie treten in überdurchschnittlichen Mengen auf. Von den mehr als 500 Hefepilzarten gelten nur gut 20 als krankmachend.
Sind Pilze immer gefährlich?
Die meisten Pilze sind nützlich für Mensch und Natur. Ohne die hochaktiven und lebensnotwendigen Pilze gäbe es keinen gesunden Waldboden, kein natürliches Recycling und einige Bier- und Brotarten, Käse- und Milchprodukte und sogar Medikamente weniger. Pilze sind in geringen Zahlen überall zu finden. Kein Kubikmeter Luft, kein Quadratmeter Fläche und kein Gramm Staub ohne Pilze.
In Innenräumen aber geht es um die Erkennung und Vermeidung der kleinen Gruppe von krankmachenden oder gar tödlichen Pilzarten und um die Gewährleistung normaler, sprich umwelttypischer Pilzzahlen. Überdurchschnittlich hohe Pilzzahlen und biologisch kritische Pilzarten gehören in kein gesundes Haus.
Wann machen Schimmelpilze krank?
Menschen mit intaktem Immunsystem können die wenigen aus der Umwelt oder mit der Nahrung aufgenommenen Schmarotzer gut bewältigen. Kritisch wird es, wenn die Pilzzahlen zunehmen, die Pilzarten zu den gefährlichen gehören und das Immunsystem schwach ist. Jeder vierte Deutsche gilt bereits als immungeschädigt. Der stabile Körper als Wirt kann gut mit ein paar Pilzen als Gast leben, Schimmelpilze gehören aber nicht zur normalen Flora des Menschen, sind im gesunden Körper nicht zu finden.
Können Schimmelpilze Krankheiten verursachen?
Pilze können Pilzerkrankungen verursachen (sog. Mykosen). Sie können Allergien auslösen. Sie können zudem gasförmige Riech- bzw. Schadstoffe an ihre Umgebungsluft abgeben (sog. MVOC, das sind leichtflüchtige Kohlenwasserstoffverbindungen ähnlich den Lösemitteln) und – was besonders kritisch ist - gefährliche Gifte produzieren, die sogenannten Mykotoxine, die regelrechte Vergiftungssymptome hervorrufen können.
Jedes der bisher über 100 bekannten Mykotoxine hat seine spezifische Wirkung. Das Bundesgesundheitsministerium: „Wir messen den Pilzgiften eine mindestens so hohe Bedeutung bei wie den Pestiziden.“ Der immunschwache Mensch ist ebenfalls ein guter Nährboden. In seinem Dick- oder Dünndarm, in Lunge und Bronchien, in Mund- und Nebenhöhlen... finden manche Pilze Speise in Fülle und optimale Bedingungen durch Feuchte und Wärme. Das Problem: Einige Pilze beeinflussen durch ihre Gifte das Immunsystem und schwächen es.
Wann werden Pilzsporen zum Problem?
Eines der Hauptprobleme bei den Schimmelpilzen ist deren Bildung von Mengen winzig kleiner Sporen in kurzer Zeit, die sie in die Raumluft entlassen, von uns eingeatmet oder verschluckt werden und sich zu neuen Schimmelpilzen entwickeln. Alle diese Mikroorganismen können verschiedenste Allergien auslösen. Sporen überleben extreme Bedingungen, Säuren und Basen, Frost und Hitze, viele chemische Stoffe und die meisten Staubsauger... und halten sich problemlos über Jahre und Jahrzehnte. Wenn sie austrocknen, sterben sie nicht, sie warten ab.
Wann wachsen Schimmelpilze?
Grundvoraussetzung für ihr Wachstum ist Feuchtigkeit. Bereits nach wenigen Tagen beginnt das Schimmelpilzwachstum. Wenn Feuchtigkeit lange vorhanden war, existiert höchstwahrscheinlich ein Problem, da Schimmelpilze fast auf und in jedem Material wachsen. Auffällige Schimmelpilzzahlen und -arten im Gebäude sind ein bedenkliches Zeichen.
Jetzt sollte dringend sachverständig geforscht werden, in welchem Umfang und besonders wo sich die Schimmelpilze verstecken. Denn wo sich Schimmelpilze wohl fühlen, kann kein Mensch auf Dauer gesund sein.
Wichtig zu wissen:
Schimmelpilze selbst sind mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar, sichtbar sind nur die Sporen - falls und in welcher Größenordnung sie gebildet werden. Schimmelpilze leben als farbloses Fadengebilde im Material und sind eventuell schon lange da, bevor sie sich durch ihr Sporenwachstum „zeigen“.
Was sind Ursachen für Feuchtigkeit und damit Ursache für Schimmelwachstum?
- Dichte Wände, Böden, Decken, Türen und Fenster verhindern den wichtigen Luftaustausch. Neubauten trocknen vor dem Bezug nicht gründlich genug aus.
- Mangelhafte Bauwerksisolierung fördert einwirkende Feuchte aus der Erde, das Ergebnis ist aufsteigende Feuchtigkeit im Mauerwerk oder gar in der Bodenplatte im Keller.
- Wasserschäden werden nach Rohrbrüchen, übergelaufenen Toiletten oder undichten Dächern und Kellern zu oberflächlich und unfachmännisch saniert – und zu spät getrocknet.
- Falsches oder zu weniges Lüften hat Konsequenzen, an erster Stelle zu viel Wasserdampf. Wasserdampf entsteht in jedem Raum, sei es durch Kochen, Waschen, Duschen, Baden oder nur durch Atmung. Dieser Wasserdampf muss raus aus dem Haus, sonst kondensiert er an zu kühleren Oberflächen, fast immer an Außenwänden. Im Kondensat wachsen auf Dauer Schimmelpilze.
- Die meisten Schimmelpilzarten (besonders deren Sporen) finden sich im Hausstaub wieder und da in der Gesellschaft mit Hausstaubmilben. Ärzte wissen, dass der größte Teil der Hausstauballergiker nicht gegen den Staub, sondern gegen die mit ihm verbundenen Pilze allergisch sind.
Wie weise ich Schimmelpilze nach?
Sichtbarer Schimmelpilzbefall ist nur die Spitze des Eisbergs und hatte meist schon eine lange Vorlaufzeit. Ganz wichtig: Das, was wir sehen ist nicht der Schimmelpilz, sondern seine Sporen. Der Pilz selbst ist ein Fadengebilde und wächst im Material.
Es reicht nicht nur, bei Untersuchungen die Pilze und deren Sporen in der Luft zu erwischen. Meist muss in der Raumluft, auf Oberflächen, in Materialien, Hohlräumen oder im Staub nachgeschaut und auf Nährböden angezüchtet werden, um eine Innenraumsituation bewerten zu können. Zusätzlich muss mikroskopisch diagnostiziert werden, speziell wenn es um abgestorbene Pilze, Pilzfragmente oder Pilzsporen geht, die sich nicht mehr kultivieren lassen, aber dennoch allergisierend wirken und wegen ihrer weiter vorhandenen Gifte gefährlich sind.
Vorsicht: Die von Umweltambulanzen und Behörden meist ausschließlich praktizierte Pilzmessung der Luft ist zu einseitig, um ein mikrobiologisches Problem erkennen oder Entwarnung geben zu können – siehe hierzu den Leitfaden des Umweltbundesamtes UBA 2017.
Es reicht auch nicht, lediglich eine ‚visuelle Inspektion‘ durchzuführen. Es ist mehr als ein Kunstfehler, eine Pilzsanierung nur ‚kosmetisch‘ anzugehen, das heißt, nur den offensichtlichen Schimmelwuchs mit der Wurzelbürste zu beseitigen oder mit krankmachenden Fungiziden zu behandeln. Der Einsatz von Desinfektionsmittel und Fungiziden ist überflüssig und nicht notwendig – siehe auch hier den Leitfaden des UBA. Es ist fatal, die Massen der besonders gefährlichen Sporen z.B. in Wänden und Hohlräumen zu übersehen und die Feuchteursachen unberücksichtigt zu lassen.
Welche gesundheitlichen Probleme deuten auf einen Schimmelpilzschaden hin?
Erste Schimmelpilzsymptome sind hartnäckiger Husten und Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündungen, rote juckende Augen, gereizte oder entzündete Schleimhäute, grippeähnliche Beschwerden, häufige Infektionen, Bronchialasthma, Ekzeme und andere Hauteffekte, Juckreiz, neurologische Probleme, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Konzentrationsschwäche, Leistungsknicks, Depression, ständige Müdigkeit, um nur einige typische Beschwerdebilder zu nennen.
Die beste ärztliche Pilztherapie nutzt nicht viel, wenn die Pilzherde, die sich meist in den eigenen vier Wänden verstecken, nicht erkannt und beseitigt werden, der ständige Nachschub nicht gestoppt wird.
Was tun bei einem Schimmelpilzbefall?
Im Zweifelsfall sollte sich vor jeder Sanierung eine baubiologische Fachkraft den Schaden ansehen, bei Bedarf sachkundig messen, eine Gefährdungsbeurteilung erstellen und Sanierungsempfehlungen erarbeiten. Nach einer fachgerechten Sanierung sollte immer eine Kontrollmessung durchgeführt werden, um den Erfolg zu überprüfen.
Wo Pilzwachstum vorliegt, ist auch mit hohen Bakterienzahlen zu rechnen. Schimmelpilze sind immer ein hygienisches Problem und sollten entfernt werden. Das UBA: Anzustreben ist immer die Herstellung des hygienischen Normalzustandes!
Im Bereich der Sanierung von befallenen Räumen gibt es eine Vielzahl von Vorschriften und Regelungen, die zu beachten sind: Wenn ein Befall mit Schimmelpilzen größer als ½ Quadratmeter festgestellt wurde, sollten die Sanierungsarbeiten stets durch einen qualifizierten Fachbetrieb ausgeführt werden. Bei allen im Zusammenhang mit der Sanierung stehenden Arbeiten sind Regelungen und Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes, der BioStoffVerordnung, der Gefahrstoffverordnung, die Handlungsempfehlungen der Berufsgenossenschaft Bau, die Empfehlungen der Landesgesundheitsämter und des Bundesumweltamtes und die TRGS (Technische Regeln für Gefahrenstoffe) und TRBA (Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe) einzuhalten.
Krank durch Schimmelpilze -
Von Allergien über Vergiftungen bis zu Infektionen - Schimmelpilze können uns sehr gefährlich werden.
Schimmelpilze sind doch überall!?
Schimmelpilze kommen in der Natur überall vor. Wir atmen Pilzsporen sogar ständig ein, ohne dass wir es registrieren und ohne dass diese uns Schaden zufügen. Auf jedem Quadratmeter unseres Wohnzimmerbodens liegen 500 – 2.000 Sporen – das ist normal als Hintergrundbelastung, damit kommen wir evolutionstechnisch klar.
In der Natur haben wir es immer mit einer Vielzahl von Schimmelpilzen zu tun, die gleichzeitig in Erscheinung treten. In Innenräumen aber finden wir meist nur einige wenige Arten.
Warum sind Schimmelpilze in Innenräumen besonders gefährlich?
In Innenräumen können Pilze unsere Gesundheit besonders einfach gefährden. Während in der freien Natur vielfältige Regulationsmechanismen eingreifen, sind diese in Innenräumen nicht vorhanden. Den dynamischen Prozessen in der Natur stehen statische Prozesse in Innenräumen – und die Besiedelung ganz spezieller Baustoffe - gegenüber. Die statischen Prozesse, ausgelöst durch Feuchtereinwirkung, führen zu einer allmählichen Steigerung der Belastung durch eine zunehmende Akkumulation gesundheitsschädlicher Stoffe. Bei einem massiven Schimmelpilzbefall mit potentiell infektiösen und/oder toxischen Erregern steigt das Risiko zu erkranken. Toxische und allergene Stoffwechselprodukte können in Innenräumen über längere Zeit auf den Körper einwirken. Durch sehr hohe und permanente Raumluftbelastungen können numerische Infektionsschwellen überschritten werden.
In Innenräumen können auch andere Schimmelpilzgifte gebildet als in natürlicher Umgebung. Die Materialien in unserem Wohnumfeld bilden die Basis für eine Freisetzung von Giftstoffen aus Untergründen, Baumaterialien, Farben, Lacken etc. mit hoher Toxizität. Oft werden die gesundheitsgefährdenden Eigenschaften durch Bakterien verstärkt, die sehr oft gemeinsam mit Schimmelpilzen auftreten und ähnliche Wachstumsbedingungen benötigen.
Wie viele Schimmelpilze kann ich zuhause dulden?
In Innenräumen haben Schimmelpilze nichts verloren, sie stellen immer ein hygienisches Problem dar. Schimmelpilzschäden sind zu eliminieren – nachhaltig, mit der größtmöglichen Sorgfalt und unter Einhaltung aller erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen.
Welche Gefahren gehen von Schimmelpilzen in Wohnräumen aus?
Schimmelpilze können ernsthafte Erkrankungen auslösen.
- Allergische und nicht-allergische Atemwegserkrankungen gehören zu den häufigsten, durch Schimmelpilze verursachten Erkrankungen.
- Durch Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) kann es zu regelrechten Vergiftungserscheinungen (Mykotoxikosen) kommen. Einige Schimmelpilze produzieren Neurotoxine, die psychische Erkrankungen auslösen können.
- Bei abwehrgeschwächten Personen können Mykosen, d.h. Infektionen durch Einatmen oder durch Infektion hervorgerufen werden. Ansonsten harmlose Pilze können dem Menschen sehr gefährlich werden, wenn schwere Erkrankungen wie Aids, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Chemotherapien, langfristige Einnahmen von Antibiotika oder Corticoiden (Cortison), die Einnahme immunsupprimierender Medikamente nach Organtransplantationen u.v.a.m das Abwehrsystemsystem schon geschwächt haben.
Welche Krankheitssymptome können Innenraumbelastungen durch Schimmelpilze auslösen?
Die Reaktionen unseres Körpers können sehr vielseitig sein und werden in der Regel nicht mit einer Schimmelpilzproblematik in Verbindung gebracht. Zu typischen Symptomen einer Schimmelpilzbelastung gehören:
- Juckreiz oder Schwellungen in Nase und Augen (Heuschnupfen und Augenbrennen)
- Atembeschwerden, Atemnot
- Nasennebenhöhlenentzündungen
- Husten
- asthmatische Beschwerden
- Benommenheit
- Aufstoßen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Blähungen
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- Überempfindlichkeiten
- Immunschwäche
- Herzrhythmusstörungen
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Müdigkeit
- Lethargie
- Juckreiz (auf der ganzen Haut)
- nässende Hautentzündungen
- Gelenkbeschwerden
- Nasenbluten
Allen Symptomen ist gemeinsam, dass sie »unspezifisch« sind, d. h. es können auch andere Ursachen für diese verantwortlich sein (z.B. Formaldehyd).
Wie vorgehen bei einem Schimmelpilzbefall?
Zunächst sollte durch entsprechende baubiologische Untersuchungen festgestellt werden, ob eine Schimmelpilzbelastung vorliegt - zuhause oder am Arbeitsplatz. Im Zweifelsfall sollten eine Gefährdungsbeurteilung erstellt und Sanierungsempfehlungen erarbeitet werden. Nach einer fachgerechten Sanierung ist immer eine Kontrollmessung sinnvoll (siehe Leitfaden UBA), um den Erfolg zu überprüfen. Mit dem Untersuchungsbericht, der Aufschluss über die Schimmelpilzarten und deren mengenmäßiges Vorkommen gibt, kann man sich an einen erfahrenen und kompetenten (Umwelt-) Mediziner wenden.
Schimmelpilzgifte - Mykotoxine
„Wir messen den Pilzgiften eine mindestens so hohe Bedeutung bei wie den Pestiziden.“ Bundesgesundheitsministerium
„Ergebnisse aus Tierversuchen zeigen, dass auch Mykotoxine, die über die Luft verbreitet und eingeatmet werden, zu Erkrankungen führen können.“ Umweltbundesamt
Was sind Schimmelpilzgifte?
Schimmelpilzgifte oder Mykotoxine sind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die für Menschen und Tiere giftig sind. Schimmelpilze schützen sich und ihre Nachkommen (die Sporen) wahrscheinlich u.a. vor Vernichtung und Fressfeinden wie Milben u.a.. Mykotoxine wurden bisher im Zusammenhang mit Pilzen in Gebäuden kaum untersucht im Gegensatz zu Mykotoxinen in Lebensmitteln. Im Haus binden sich Mykotoxine an den Mikrostaub und gelangen so in alle Lebensbereiche. Mykotoxine wirken bereits in kleinen Mengen äußerst toxisch. Nicht verwechseln darf man Mykotoxine mit den Toxinen der Giftpilze (z.B. Fliegenpilz) und der Hefen. Diese sind definitionsgemäß keine Mykotoxine.
Wie wirken Schimmelpilzgifte?
Man unterscheidet zwischen akuten und chronischen Vergiftungen durch Schimmelpilzgifte. Geschädigt werden vor allem Leber und Nieren, Haut- und Schleimhäute und das zentrale Nervensystem. Das Immunsystem kann durch Schimmelpilzgifte geschwächt werden. Auch können hormonähnliche Wirkungen auftreten. Schimmelpilzgifte können kanzerogen (krebserzeugend), teratogen (fruchtschädigend, d. h. Missbildungen beim Embryo hervorrufend) und mutagen (erbschädigend) wirken. Neurotoxine können u. a. Krämpfe und Zittern hervorrufen und sogar tödlich wirken. Aflatoxine sind die stärksten natürlich vorkommenden, oral aufnehmbaren kanzerogenen Verbindungen. Vergiftungen durch Schimmelpilzgifte werden als Mykotoxikosen bezeichnet.
Wie gelangen Schimmelpilzgifte in den Körper?
Schimmelpilzgifte können über die Nahrungsaufnahme, durch die Inhalation von Pilzsporen bzw. Pilzbruchstücken und durch Berührung über die Haut in den Körper gelangen. Die inhalative Aufnahme von Schimmelpilzgiften wird als 20-mal kritischer eingeschätzt als die orale.
Wie viele Schimmelpilzgifte sind bekannt?
Man kennt heute mehr als 300 verschiedene Schimmelpilzgifte. Gebildet werden diese von mehr als 250 Schimmelpilzarten, die eine oder mehrere dieser Substanzen synthetisieren können.
Kann man Schimmelpilzgifte in Nahrungsmitteln durch Kochen zerstören?
Nein. Mykotoxine sind weitgehend hitzestabil. Sie müssen mit geeigneten Mitteln (z.B. HEPA-Filtern, hier: Staubsauer mit HEPA 14 Filter und Luftreiniger mit HEPA 14) möglichst restlos entfernt werden.
Darf man verschimmelte Nahrungsmittel an Haustiere verfüttern?
Grundsätzlich sollten verschimmelte oder auch nur angeschimmelte Lebensmittel entsorgt werden. Die befallene Stelle ist nur ein kleiner Teil der tatsächlichen Kontamination, da Schimmelpilze in die Materialien hineinwachsen. Schimmelpilzgifte können den Tieren ebenso gefährlich werden wie dem Menschen.
Welche Funktionen haben Schimmelpilzgifte?
Die Funktion der Schimmelpilzgifte ist nicht bekannt. Vermutet werden z. B. Abwehrfunktionen gegenüber konkurrierenden Pilzen, Milben und anderen Mikroorganismen (Bakterien) bzw. Kontrollfunktionen im Stoffwechsel der Pilze.
Wodurch wird die Bildung von Schimmelpilzgiften beeinflusst?
Die Bildung von Schimmelpilzgiften kann von bestimmten Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen und/oder einer ausreichenden Versorgung mit Nährstoffen abhängen. Oft werden Schimmelpilzgifte nur in bestimmten Entwicklungsphasen des Pilzes gebildet. Auch kann »Stress« – d. h. stark veränderte Wachstums- oder Umgebungsbedingungen – die Bildung von Schimmelpilzgiften auslösen. Dies ist z. B. der Fall bei unsachgemäßem Einsatz von Sanierungsmitteln wie Desinfektion oder Trocknungsgeräten bei bestehendem Schimmelpilzbefall.
Wo findet man Aflatoxine besonders häufig?
Die stärksten, natürlich vorkommenden krebserzeugenden Verbindungen sind Aflatoxine, die von Aspergillus flavus, A. nomius und A. parasiticus gebildet werden und Trichothecene (s.u.). Wir unterscheiden heute etwa 20 verschiedene Aflatoxine. Sie finden sich besonders häufig in Pistazien und Erdnüssen, Paranüssen, Pecanüssen, Sonnenblumenkernen, Walnüssen und Haselnüssen, sowie in Getreidekörnern, insbesondere Mais, weniger in Reis, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste und Hirse.
Warum sind die Schimmelpilzgifte der Trichothecengruppe so gefährlich?
Trichothecene wirken krebserzeugend, zellschädigend, schwächen das Immunsystem und können Erbschädigungen hervorrufen. Trichothecene werden von einer Vielzahl von Schimmelpilzen gebildet. Hierzu gehören z. B. Fusarium-, Trichoderma- und Stachybotrys-Arten.
Warum handelt es sich bei Stachybotrys chartarum um einen sehr gefürchteten Schimmelpilz?
Der Schimmelpilz Stachybotrys chartarum ist der Lage, äußerst toxische Schimmelpilzgifte aus der Gruppe der Trichothecene zu bilden. Diese können über Inhalation und durch Hautkontakt aufgenommen werden. Es kann zu nässenden Hautentzündungen, geröteter und geschwollener Gesichtshaut, Nasenbluten, Atembeschwerden, Immunschwäche, Herzrhythmusstörungen und Lungenblutungen kommen. Stachybotrys-Gifte blockieren die Synthese eines Enzyms, das die Lungenbläschen unter Spannung hält. Vergiftungen durch Stachybotrys können große Ähnlichkeiten mit der Alzheimerschen Krankheit aufweisen oder diese auslösen. Im schlimmsten Fall führen Vergiftungen mit Stachybotrys-Toxinen zum Tod.
Feuchtigkeitsschäden
Hinweise zur Vermeidung von nutzungsbedingten Feuchtigkeitsschäden
Durch mehrere Ursachen bedingt, wird in einer Wohnung Wasserdampf an die Luft abgegeben, durch
- Atmen und Schwitzen
- Kochen, Backen, Geschirrspülen
- Duschen, Baden, Waschen, Reinigungsarbeiten (feuchtes Aufwischen), Trocknen von Wäsche und Handtüchern
- Begießen von Zimmerpflanzen
- freie Wasserflächen (offene Aquarien)
- feuchte Wand – und Bodenflächen
Die Wandoberflächen können diese erheblichen Mengen nicht absorbieren. Das Wasser in der Raumluft muss durch ausreichendes Lüften an die Außenluft abgegeben werden! Dabei wird die feuchte Innenluft gegen trockene Außenluft ausgetauscht. Wird diese Luftfeuchtigkeit nicht durch Lüften abgeführt, schlägt sie sich besonders im Winter an Spiegeln, Fenstern und Wandoberflächen ab. Die kalten Wandoberflächen finden sich bevorzugt an Außenwänden und –ecken. Durch angepasstes Heizen der Räume muss im Winter erreicht werden, dass die Raumseiten der Außenwände ausreichend warm sind, besonders wenn neue, hochdämmende Fenster eingebaut worden sind. Zu kalte Wandflächen führen dazu, dass sich Tauwasser auf der Wand bildet und Feuchtigkeits-schäden entstehen. Feuchtigkeit führt unweigerlich zu Schimmelpilzbildung.
Das Heizen und Lüften von Wohnungen wird heute aus Gründen der Energieeinsparung teilweise recht drastisch eingeschränkt. Dabei muss man sich aber bewusst sein, dass aus hygienischen Gründen und aus bauphysikalischen Gründen eine gewisse Beheizung und Belüftung von Wohnungen unumgänglich ist. Die daraus resultierenden "Energieverluste" müssen zur Erhaltung der Gesundheit und zur Vermeidung von Feuchtigkeitsschäden in der Wohnung in Kauf genommen werden. Auch in den Übergangszeiten sollten folgende Temperaturen eingehalten werden: Im Wohnzimmer, Kinderzimmer und in der Küche 19-21°C, nachts kann abgesenkt werden. Schlafen Sie nachts - wenn möglich - bei geöffneten Fenstern und schalten Sie die Heizkörper ab. Morgens die Fenster schließen und die Heizköper aufdrehen auf „Temperierung“ - mindestens 18°C. Lassen Sie Räume im Winter tagsüber nicht unter 18°C auskühlen.
In älteren Häusern dienten die Fenster mit Einfachverglasungen als Wärmebrücken (Kondensatfallen): Hier schlug sich die Feuchtigkeit aus dem Raum in Form von Schwitzwasser ab und wurde durch ein Loch in der Ablaufrinne abgeführt. Außerdem sorgten die Einfachverglasungen durch Undichtigkeit für ausreichende Lüftung. Durch den Einbau neuer wärmedämmender Fenster (sog. Thermopen- oder Wärmeschutzfenster), welche eine wesentlich höhere Wärmedämmung als die Einfachverglasung besitzen, funktioniert das System der Feuchtigkeitsabführung nicht mehr. Auch wird die Wohnung durch die neuen Fenster „luftdichter“, d.h. die Feuchtigkeit kann nicht entweichen und reichert sich an. Wenn nur die Fensterverglasung im Gesamtbau verändert wird, übernehmen nun kalte Wandoberflächen, die als Schwachstellen in fast jedem Bauwerk existieren, die Funktion der alten Fenster. Die Wandoberflächen beschlagen unsichtbar.Prädestinierte Stellen sind die Außenwände und Außenecken der Räume. Hier kommt es dann, meist erst nach einigen Jahren, zu Schimmelpilzbildung. Dieser Problematik kann nur durch häufigeres Lüften oder eine ausreichende Wärmedämmung des Mauerwerks entgegengewirkt werden.
Hier einige Hinweise und Anregungen für sachgemäßes Heizen und Lüften, auch unter dem Aspekt der Energieeinsparung:
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Alle Räume der Wohnung müssen ausreichend beheizt werden. In der Regel sollten Wohnräumen auf 20 °C beheizt werden, tagsüber ungenutzte Räume wie Schlafzimmer sollten auf 18°C temperiert werden. Werden diese Temperaturen unterschritten, so ist verstärkt darauf zu achten, dass die unter Punkt 2 angegebene relative Luftfeuchtigkeit nicht überschritten wird.
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Die relative Luftfeuchte muss unter 60 % bleiben. Werden diese 60 % kurzfristig überschritten, so muss verstärkt gelüftet werden, damit die erhöhte Luftfeuchtigkeit schnell abgeführt werden kann (besonders in Bad, Schlafzimmer Küche und Keller). Dauerhaft überhöhte Feuchtigkeit muss durch Fenster/Türen oder durch elektromechanische aktive Entlüftungseinrichtungen aus dem jeweiligen Raum mit Hilfe von Querlüftung (kurzfristiger Durchzug) abgeführt werden. Ein deutliches Zeichen, dass dringend gelüftet werden muss, ist das Beschlagen der Fensterscheiben. Befindet sich Feuchtigkeit auf den Fensterscheiben oder den Fensterrahmen, so ist dies ein Zeichen dafür, dass die relative Raumluftfeuchte zu hoch ist. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 70% können Oberflächen von Einrichtungsgegenständen oder Kleidung so feucht werden, dass es für die Besiedelung mit Schimmelpilzen ausreicht.
Zur Kontrolle der Raumluftfeuchtigkeit und als Hinweisgeber für die geeigneten Lüftungszeiten kann eine Wetterstation mit Außenfühler installiert werden. Diese zeigt an, wann die Luftfeuchtigkeit innen im ungünstigen (über 60%) und außen im günstigen Bereich (unter 60%) liegt, sodass produktiv gelüftet werden kann und keine Feuchtigkeit „hineingelüftet“ wird.
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Räume, die deutlich kälter sind als der Rest der Wohnung (z.B. Schlafzimmer, Abstellkammern oder ungenutzte Fremdenzimmer) dürfen nicht durch die offene Raumtür von anderen Räumen her mit beheizt werden, da sonst auch die Luftfeuchtigkeit in die kühlen Räume hineingelüftet wird. Die Raumtür ist geschlossen zu halten. Die erforderliche Beheizung muss über den entsprechenden Raumheizkörper vorgenommen werden, damit Kondensatbildung an den ausgekühlten Wänden vermieden wird.
Schlafen Sie wenn möglich bei geöffneten Fenstern: Die Luft außen ist in der Regel besser als die Innenluft.
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Räume, die zeitweilig deutlich feuchter sind als die übrigen Räume der Wohnung (z. B. Bad oder Küche), dürfen nicht über die benachbarten Räume getrocknet werden. Vielmehr muss die Raumtür geschlossen gehalten werden. Das Trocknen hat durch Lüften durch das entsprechende Raumfenster zu erfolgen. Kurzzeitig erzeugte große Wasserdampfmengen, wie sie z. B. beim Kochen und Duschen entstehen, müssen sofort nach außen abgeführt werden. Sie dürfen sich nicht über offene Zimmertüren in der ganzen Wohnung verteilen.
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Grundsätzlich lässt sich eine mögliche Raumluftbelastung (zu hohe Luftfeuchtigkeit, zu hoher CO2-Gehalt, Emissionen des Straßenverkehrs außen und möglicher Schadstoffbelastungen innen) durch Lüften vermindern. Dies sollte durch Quer- oder Stoßlüftung geschehen, auf diese Weise werden auch die Energieverluste weitestgehend eingeschränkt.-Die Wirksamkeit kann erhöht und damit die Belüftungszeit verringert werden, indem durch "Querlüftung" Durchzug zu anderen Räumen hergestellt wird, im Winter für wenige Minuten. Mit der Quer- oder Stoßlüftung soll erreicht werden, dass die Raumluft möglichst schnell und vollständig gegen die Außenluft ausgetauscht wird, ohne dass sich dabei die in Wänden, Decken und Böden gespeicherte Wärme deutlich verringert. Die Luftwechselrate sollte bei 3 - 5-mal täglich liegen. Nach dem Duschen muss direkt gelüftet werden. Die relative Luftfeuchte sollte zwischen 40 und 60 % betragen (leicht zu überprüfen durch ein einfaches funktionstüchtiges Hygrometer).
Fensterbretter sollten frei sein von aufwändig zu entfernenden Gegenständen (Blumentöpfe, Vasen…), da hierdurch die Bereitschaft zum (Quer-)Lüften herabgesetzt wird.
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Das sog. "Dauerlüften" durch Kippen der Fenster ist wesentlich weniger wirksam als das Stoßlüften, es führt im Winter wegen der längeren Einwirkung kalter Außenluft zu einer stärkeren Abkühlung des Raumes bzw. der Innenoberflächen der Wände (Bildung von Kondensat = Schimmelpilzwachstum). Das Dauerlüften sollte daher soweit wie möglich zugunsten der Stoß- oder Querlüftung eingeschränkt werden.
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Zwei weitere wichtige Argumente für ausreichendes Lüften, besonders nachts: Kohlendioxid (CO2) und Schadstoffe.
CO2 wird vom Menschen ausgeatmet ("produziert") und vermindert in hoher Konzentration in der Atemluft die Sauerstoffaufnahme im Blut. CO2ist ein Schadstoff.In einem durchschnittlichen Zimmer (18 qm) mit zwei Personen wird die gesundheitsbeeinträchtigende Konzentration von CO2bei geschlossenen Fenstern bereits nach 3 Stunden erreicht. Übermäßiges CO2 in der Raumluft wird für Müdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Albträume und andere Beschwerden verantwortlich gemacht.Schlafen Sie wenn möglich bei geöffneten Fenstern oder überdenken Sie die Installation einer (schallgedämmten) dezentralen Zwangslüftung.
Durch das Einbringen von (neuen) Materialien in die Wohnung (Farben, Tapeten, Bodenbelägen, Einrichtung) und die daraus folgenden Emissionen (chemischen Ausdünstungen) ist die Innenluft in über 90% der Wohnungen schlechter als die Außenluft.
Stellen Sie nach Möglichkeit keine Möbel an die Außenwände, besonders nicht in die Nähe der Ecken. Dies gilt auch und besonders für Kellerräume! Sollte dies unvermeidbar sein, muss ein Abstand von mindestens 5 -10 cm zur Außenwand (je nach Wandbeschaffenheit) eingehalten werden. Stellen Sie die Möbel auf Füße und nicht auf einen geschlossenen Sockel, damit eine Luftzirkulation hinter den Möbeln stattfinden kann. Je höher und breiter das Möbelstück ist (besonders Wäscheschränke, aber auch Bücherregale), desto ungünstiger sind die Bedingungen vor einer Außenwand, da Möbel wie eine bauphysikalisch kritische Innendämmung wirken.
Vermeiden Sie schwere, dichte Vorhänge. Vorhänge behindern die Wärmezufuhr im Bereich zwischen Gardinenstange und Fenster (auch vor Regalen). Bodenlange Gardinen und Stores behindern die Wärmeabgabe der Heizkörper zum Raum. Schlimmer noch: Sie verhindern, dass die Außenwand im Bereich der Vorhänge ausreichend erwärmt wird. Ähnlich wie bei Möbelstücken an den Außenwänden ist die Folge ist ein Auskühlen der Wand. Kommt diese mit der warmen feuchten Raumluft in Berührung wird sie unmerklich feucht. Die Folge ist Schimmelbildung auf der Oberfläche.
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Bei Wohnräumen über kalten Kellern sollten bei älteren Häusern mit Betonböden, besonders im Winter, die Bodenbeläge (Teppiche, Teppichböden) überprüft werden. Auch hier kann der Belag bei zu hoher Raumluftfeuchte wie eine bauphysikalisch kritische Innendämmung wirken, sodass es zwischen Teppich und Fußboden zu Kondensatbildung kommen kann mit der Folge der Schimmelbildung. Dämmen Sie bei kalten Kellerräumen die Kellerdecke.
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Stellen Sie große Zimmerpflanzen nach Möglichkeit in die gut beheizten Räume Ihrer Wohnung. Bedenken Sie, dass fast das gesamte zum Begießen verwendete Wasser wieder an die Raumluft von den Pflanzen abgegeben wird und durch Lüften abgeführt werden muss.
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Topfen sie Pflanzen regelmäßig um: In der Blumenerde bilden sich nach einer gewissen Zeit große Mengen Schimmelpilze. Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Allergiker sollten Zimmerpflanzen meiden.
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Wäschetrocknung – auch mit sog. Kondensattrocknern - soll nach Möglichkeit nicht in der Wohnung erfolgen, da bei der Trocknung größere Wassermengen entstehen, die wieder nach außen abgeführt werden müssen (auch im Keller). Falls das Aufstellen in der Wohnung unumgänglich ist, kontrollieren Sie die Luftfeuchtigkeit mit einem geeigneten Hygrometer!
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Im Keller, auch im Soutterrain, ist die regelmäßige Überprüfung der Luftfeuchte mit einem Hygrometer besonders wichtig, da diese durch mangelhaftes Lüften und eventuelle Verdunstungsfeuchte durch Feuchtigkeit im Mauerwerk oder im Boden i.d.R. zu hoch ist (größer 60%). Bei feuchten Kellern sollte in jedem Fall eine Querlüftung (Durchzug) mit den Wohnetagen vermieden werden, da durch den thermischen Druck von unten nach oben (Kamineffekt) die giftigen Bestandteile der Schimmelpilze in den Wohnbereich "gelüftet" werden. Eine Tür zu kritischen Kellerräumen (z.B. Tankraum) sollte stets luftdicht verschlossen sein, die Kellerräume sollten nur untereinander gelüftet werden.
Reinigung und Entfernung der mit Schimmelpilzen befallenen Materialien*
Bei dem Befall von Material durch Schimmelpilze kann es sich sowohl um einen primären Befall handeln - das heißt, die Schimmelpilze wachsen im und vermehren sich auf dem Material – als auch um eine Belastung aufgrund einer sekundären Verunreinigung mit Schimmelpilzsporen, die z. B. über die Luft aus einem aktiven Befall verteilt wurden und sich auf dem Material abgesetzt haben ohne dort zu wachsen. Als primärer Befall gewertet werden auch Schimmelpilzkontaminationen, bei denen das Wachstum nicht mehr aktiv ist (ausgetrocknete primär befallene Gegenstände). Wenn den Pilzen die Flüssigkeit entzogen wird, sterben sie nicht ab, sondern «warten» auf neue Flüssigkeit – über Jahre. Sie wachsen auch weiter bei hoher Luftfeuchtigkeit (>75 relative Luftfeuchte).
Materialien mit einem nur sekundären Schimmelpilzbefall lassen sich in der Regel reinigen. Glatte Oberflächen werden nass abgewischt. Poröse Materialien oder textile Oberflächen werden mit einem Staubsauger mit HEPA-Filter abgesaugt. Kleidung kann durch - ggf. mehrmaliges - Waschen gereinigt werden. Bei Gegenständen wie Kissen oder Matratzen mit hoher Sporenbelastung kann allerdings eine Entsorgung notwendig werden.
Bei Materialien mit primärem Befall ist eine Reinigung schwieriger und bei porösen Materialien und starkem Befall oft nicht möglich. Befallenes material auch in tieferen Schichten (Mineralwolle, Styropor in der Trittschalldämmung unter dem Estrich) Nicht mehr verwendbare befallene/bewachsene Gegenstände sollten sofort in reißfeste Foliensäcke luft- und staubdicht verpackt und mit dem Hausmüll/Müllkippe entsorgt werden. Befallene Oberflächen noch verwendbarer Bauteile/ Gegenstände sollten möglichst nass abgewischt oder mit Industriesauger mit Filterklasse H (ältere Bezeichnung: K1) bzw. HEPA-Filter abgesaugt werden.
Folgende prinzipielle Vorgehensweisen werden empfohlen:
Glatte Materialien:
Nicht saugfähiges, porenundurchlässiges, beschichtetes Material und keramische Beläge können nass abgewischt, gegebenenfalls desinfiziert und wieder- bzw. weiterverwendet werden.
Saugfähige Bauprodukte wie u.a. Holzwerkstoffplatten, Papier, Pappen, Dämmung aller Art, Lehm, Gipsputz oder Gipskartonplatten sollten vollständig entfernt und entsorgt werden.
Textile Materialien:
Stark befallene textile Materialien können meist nicht mit vertretbarem Aufwand gereinigt werden. Da die Schimmelpilze in das Gewebe eindringen, sind sie nur schwer zu entfernen. Außerdem bleiben Schimmelpilzflecken und Gerüche oft auch nach mehrmaliger Reinigung erhalten.
Stark befallene Einrichtungsgegenstände mit Polsterung (z. B. Sessel, Sofa) sind nur selten mit vertretbarem Aufwand zu dekontaminieren und sollten daher im Normalfall entsorgt werden. Maßnahmen zur Beseitigung von Schimmelpilzbefall kleineren Umfangs (z. B. < 0,5m2, nur oberflächlicher Befall) können ohne Beteiligung von Fachpersonal durchgeführt werden. Die Ursache muss aber erkannt und beseitigt werden. Wichtig ist, möglichst staubarm zu arbeiten. Grundsätzlich sollten mit Schimmelpilzen befallene Flächen nie trocken abgerieben werden, damit die Sporen nicht in der Raumluft verwirbelt werden.
Ganz wichtig: Kein Einsatz von chemischen «Schimmelentfernern», Fungiziden oder Chlor!
Diese Mittel sind auch giftig für Menschen.
Mittel zur Abtötung von Pilzen sind Isopropanolalkohol 70%ig (gut Lüften-Dämpfe explosiv) und Wasserstoffperoxid 5% (Vorsicht, ätzend!), satt aufgetragen.
Schutzkleidung, wasserundurchlässige Handschuhe, P3-Maske und Schutzbrille tragen!
Mittel zur Abtötung sind keine Alternative zur Materialentfernung!
*Umweltbundesamt: Leitfaden zur Ursachensuche und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen („Schimmelpilzsanierungs-Leitfaden" 2017)